Die Geschichte eines von Grund auf neu entwickelten Systems

Die Bereitstellung eines umfassenden Informationssystems von Grund auf für ein mittelständisches oder kleineres Unternehmen und die Bereitstellung einer spezialisierten Dienstleistung oder eines bestimmten Systems für ein Grossunternehmen stellen zwei verschiedene Welten dar. Beide bringen verschiedene Herausforderungen und Möglichkeiten mit sich. Die Arbeit mit grossen Konzernen kann zweifellos eine gewisse Stabilität bieten. Grössere Budgets erlauben grössere Projekte, was das Prestige des Softwareunternehmens steigert. Andererseits kompliziert die Komplexität der internen Prozesse oft die Arbeit und die bestehende Infrastruktur begrenzt die Möglichkeiten für Innovationen. 

Wenn Sie von einem kleineren Unternehmen angesprochen werden, denken Sie meist zuerst daran, dass sie ein begrenztes Budget haben und fragen sich, ob sie überhaupt eine IT-Abteilung haben. Es stimmt, dass ihre Ressourcen, nicht nur finanziell, oft begrenzt sein können. Sie verfügen möglicherweise nicht über ausreichende interne Ressourcen für eine effektive Zusammenarbeit und Unterstützung von Projekten. Viele kleinere Unternehmen sind jedoch derzeit sehr erfolgreich, wachsen, erweitern ihr Portfolio, wagen sich in neue Märkte und sind bereit, in neue Technologien zu investieren. Ihre Denkweise und Freiheit von komplexen Prozessen ermöglicht es ihnen, die neuesten Technologien, ohne die Einschränkungen der bestehenden Infrastruktur einzusetzen. 

Im letzten Jahr haben wir uns der Herausforderung gestellt, ein brandneues ERP-System für ein kleineres, aber dynamisches Unternehmen mit einem vielfältigen Portfolio von Finanz- und Immobiliendienstleistungen bis hin zur Immobilienentwicklung zu erstellen. Es war eine Gelegenheit für uns, ein System von Grund auf neu zu erstellen, genau nach den Bedürfnissen und Anforderungen des Kunden, ohne die Einschränkungen und komplexen Anpassungen einer out-of-box Lösung. Wir haben eine völlig neue Infrastruktur in der Cloud aufgebaut, moderne Technologien eingesetzt und unser BSFI-Know-how genutzt. Durch die Verwendung von Open-Source-Lösungen wie dem Liferay-Portal oder Pentaho BI (Hitachi) haben wir erheblich bei Lizenzkosten gespart. Ein weiterer wichtiger Faktor waren die Betriebskosten des Systems, die wir durch eine angemessene Dimensionierung und Konfiguration der Cloud-Dienste von Google und die Verwendung von internen Kommunikations- und Kollaborationstools aus der Google Workspace-Suite minimiert haben. Das neue System verwaltet alle spezifischen Agenden, automatisiert viele Prozesse, bietet eine Reihe von Managementberichten, integriert Dutzende von Systemen und Diensten Dritter, einschliesslich staatlicher Register, und bietet Skalierbarkeit und Optionen für zukünftige Entwicklungen. Es war ein Projekt, das uns Spass gemacht hat, weil es uns freie Hand bei der Gestaltung von Lösungen und der Auswahl von Technologien gab. 

Allerdings sind keine Projekte ohne Komplikationen. Wie bereits erwähnt, fehlt es kleineren Unternehmen oft ganz an einer IT-Abteilung, oder es handelt sich im Wesentlichen um eine One-Man-Show. Für einen Lieferanten, der nach Projektmanagementstandards wie PRINCE2 arbeitet, ist es ein Schock, wenn gleich zu Beginn die Kommunikationsmatrix völlig zusammenbricht. Auf der anderen Seite steht kein Projektmanager oder Analyst. Und Dokumentation? Sie existiert praktisch nicht. 

Alles liegt beim Lieferanten und es bleibt nichts Anderes übrig, als die Arbeit auf beiden Seiten zu managen. Es braucht einen erfahrenen Projektleiter, der nicht entgleist und ein wenig Schizophrenie bewältigen kann. Die Initiierungsphase ist bei einem solchen Projekt entscheidend. Es lohnt sich definitiv, sich Zeit für eine erste Analyse zu nehmen und alles bis ins kleinste Detail zu kartieren, von der bestehenden Infrastruktur bis hin zu den Visionen und Anforderungen des Kunden. In diesem Fall spielen Berater eine Schlüsselrolle, da sie einen Kunden managen müssen, dessen Perspektive rein geschäftsorientiert ist. Und da ein solcher Kunde in der Regel keine tiefen Einblicke und Kenntnisse von IT-Prozessen hat, müssen sie auch die Schulung im Softwareentwicklungszyklus übernehmen. Eine weitere wichtige Rolle spielt der Teamleiter, der Leiter des Entwicklungsteams, der die Qualität der Lieferungen und die Klarheit des Codes überwachen muss. Der Kunde würde dies wahrscheinlich aufgrund seines begrenzten Einblicks in die Softwarewelt nicht erkennen, aber das Umgehen von Entwicklungsrichtlinien und -methoden schafft unnötig eine Peitsche für die anschliessende Unterstützung und zukünftige Entwicklung. Dies sind keine unüberwindbaren Hindernisse, aber sie testen sicherlich die Qualität und Disziplin des Lieferanten-Teams. Wenn Sie nicht vorsichtig sind, können sie ein Projekt erheblich komplizieren. 

Die Wahl zwischen der Lieferung eines Systems von Grund auf und einer spezialisierten Dienstleistung für ein Grossunternehmen hängt von vielen Faktoren ab, einschliesslich der technologischen Expertise und der Gesamtstrategie des Softwarelieferanten. Jede Option bringt verschiedene Herausforderungen und Möglichkeiten mit sich, und es ist wichtig, sie sorgfältig zu bewerten, wenn man eine Entscheidung trifft. Die Arbeit für kleinere Unternehmen und der Aufbau von Grund auf bringen sicherlich bestimmte Besonderheiten und Risiken mit sich, aber die Belohnung sind neue Erfahrungen und ein deutlich sichtbares Ergebnis ehrlicher Programmierarbeit.